Mein Fazit zur Reise nach Südtirol

Mit einigem Abstand lasse ich meine Radreise noch mal Revue passieren.

Ich bin in 5 Tagen 629 Kilometer, 6930 Höhenmeter gefahren habe dabei 6 Bundesländer und die Grenze nach Italien passiert.

In diesem Text gehe ich auf die Route, meine Ausrüstung, die Übernachtungen und meine persönliche Verfassung während der Reise ein – wichtige Punkte, die in meinen Tagesberichten keinen Platz gefunden haben.

Achtung, diesmal gibt’s mehr Text und weniger Bilder!

Die Route

Für die Planung der Route habe ich die App, bzw. die Internetseite komoot verwendet. Komoot ist eine Routenplanungssoftware speziell für Radfahrer*innen und Wander*innen. Das Planen ist einfach und funktioniert gut. Da ich die Route nicht kannte und vorher noch keinen der vor mir liegenden Pässe in der Steiermark gefahren bin, habe ich einfach den 1. Vorschlag als Route gewählt. Retrospektiv hätte sich hier ein wenig Recherche ausgezahlt, vielleicht hätte ich mir die 5km mit 15% Steigung am Katschberg erspart.

Während der Tour habe ich mich von der Navigationsfunktion der komoot App leiten lassen. Das Handy war auf einer Halterung am Fahrrad montiert und immer gut im Blick. Zusätzlich bekam ich über meine Kopfhörer Anweisungen. Beides zusammen hat mich immer sicher ans Ziel gebracht. Bis auf eine nichtexistente Brücke im Pustertal hat die Navigation problemlos funktioniert. Ich habe allerdings nicht wirklich Erfahrung mit anderen Navigationsapps – vor Jahren habe ich eine Reise mit Karte und Google Maps gemacht, im Vergleich dazu war der Unterschied vor allem durch die Sprachanweisungen enorm.

Meine Kopfhörer sind das Modell Aftershokz Titanium Mini. Sie übertragen den Ton per Knochenschall, deswegen konnte ich die Umgebung stets ohne Probleme wahrnehmen. Ich kann diese Kopfhörer allen Radfahrer*innen weiterempfehlen; bevor ich diese Modell hatte, habe ich, weil ich es hochgefährlich finde, nie Kopfhörer beim Radfahren getragen. Mit diesem Modell ist die Wahrnehmung der Umgebung aber tatsächlich kaum beeinträchtigt.

Wenn ich an die Route selbst zurückdenke, ist der Wasserleitungsradweg im Wiener Becken positiv hervorzuheben: hier geht es durch die Landschaft flach dahin, für eine bequeme Tagestour von Wien sehr zu empfehlen!
Weitere gut beschilderte und angenehm zu fahrende Wege sind Murtalradweg sowie Drauradweg.

Alles in allem war ich mit meiner Routenplanung zufrieden und hatte – bis auf den Katschberganstieg – eine angenehme Route. Die Probleme die ich mit diesem Pass hatte sind allerdings eher bei meinem Rad und nicht bei der Routenplanung zu suchen. Das führt mich zum nächsten Punkt:

Mein Rad

Im Großen und Ganzen bin ich mit meinem Rad zufrieden. Ich hatte während der ganzen Reise keine Defekte. Einzig mit der Schaltung bin ich unzufrieden. Schon am Semmering musste ich schmerzlich feststellen, dass die leichteste Übersetzung für ein Radgewicht von 43 kg nicht leicht genug ist. Das werde ich in näherer Zukunft ändern, sonst war ich mit allem Zufrieden.

Die Ausrüstung

Ich hatte viel Gepäck. Zu viel.

Warum? Weil meine Erwartung vor der Reise und meine Wünsche während der Reise stark divergierten.

Geplant war die Strecke in 6 Tagen zu fahren. Wenn ich ein schönes Platzerl finde wollte ich ein paar Stunden rasten, ein bisschen lesen, gemütlich Kochen, baden und danach weiterfahren.

Schnell habe ich gemerkt, dass ich auf all das alleine keine Lust habe. Diese Reise war meine erste solo Radtour und ich habe schnell erkannt, dass Pausen im Gegensatz zu Touren mit anderen Menschen alleine wenig Spaß machen. Deswegen habe ich wenig und kurz gerastet.

Mein Fazit zum Reiserad ist daher: Das Rad ist gut und tut was es soll. Mit veränderter Schaltung wäre es perfekt. Allerdings ist das Rad besser geeignet für eine Reise mit anderen Menschen, oder für eine wirklich lange mehrmonatige Tour in unzivilisiertere Gegenden.

Die selbe Strecke würde ich allerdings nur noch mit meinem Rennrad und extrem leichten Gepäck in 3-4 Tagen fahren.

Das Übernachten

Die ersten zwei Nächte habe ich wild campiert, die letzten 2 Nächte habe ich in Hotels übernachtet.
Meine Konstruktion mit Hängematte und Tarp hat funktioniert, sie wurde allerdings auch nur durch leichten Regen getestet.

Das Einrichten hat trotzdem etwa so lange wie das Aufstellen eines Zeltes gedauert.
In der Hängematte konnte ich sehr gut schlafen. Ich habe eine Alu-Beschichtete Matte als unterste Schicht gehabt, ohne die hätte ich sicher gefroren.

Für die nächste Reise mit diesem Rad und dem Gepäck werde ich 100%ig ein kleines Zelt mitnehmen.

Mein Körper

Da diese Reise meine erste längere Reise mit diesem Rad war hatte ich von Anfang an Angst, dass ich körperliche Probleme bekommen werde. Besonders vor wunden Stellen durch den Sattel habe ich mich gefürchtet.

Auf meinem Reiserad ist der Expeditionssattel schlechthin montiert, ein Brooks B17 Kernledersattel. Allerdings sollte dieser ca. 1000km eingefahren werden um die finale angenehme Form zu erhalten. Mein Sattel hatte beim Start erst 100km hinter sich.

Doch der Sattel hielt was er verspricht. Jeden Morgen in den Ledersattel zu steigen war eine Wohltat und ich hatte keinerlei Probleme. Wie viele andere Reiseradler*innen kann ich diesen Sattel nur wärmstens empfehlen.

Am 3. Tag machte dafür eine andere Problemzone auf sich aufmerksam. Meine Hände! Besonders in der linken Hand hatte ich immer wieder Taubheitsgefühle. Häufige Positionswechsel am Lenker und der Versuch der Entlastung haben nicht wirklich viel geholfen.

Es hat mehr als zwei Wochen gedauert, bis ich wieder ein normales Gefühl in der linken Hand hatte. Nach langer Recherche weiß ich jetzt, dass es sich hier um ein typisches Problem bei Radfahrer*innen handelt. Deswegen habe ich mir ein paar Tage nach meiner Ankunft in Südtirol spezielle Handschuhe (Chiba Biocell Air) gekauft um den Druck auf meinen Handnerven bei allen weiteren Radfahrten zu verringern.

Mein Geist

Mir gefällt es alleine zu sein. Ich habe überhaupt kein Problem damit, deswegen habe ich mir vor der Reise auch keine Sorgen wegen Einsamkeit gemacht. Schnell habe ich aber festgestellt, dass es viele Situationen auf der Reise gibt, die ich gerne mit Menschen die mir lieb sind geteilt hätte.
Dieser Blog und eine Whatsapp-Gruppe mit meiner Familie haben geholfen, aber es gab doch viele Kleinigkeiten und Momente die ich auch bis jetzt mit niemandem geteilt habe.

Ursprünglich habe ich für den Weg sechs Tage eingeplant, ich wollte an schönen Stellen mehrstündig rasten, Bücher lesen und das Leben genießen.
Es kam aber alles anders. Alleine hatte ich keine Lust auf längere Pausen. Meine Pausengestaltung erfolgte sehr zweckmäßig: Essen und kurz verschnaufen. Manchmal bin ich auch kurz in einen Fluss gesprungen, das diente aber auch nur zur Abkühlung und weniger zur Entspannung.
Alleine hatte ich einfach kein Bedürfnis an einem Ort zu verweilen, ich wollte eigentlich nur weiter.
Deswegen bin ich einfach länger gefahren und habe nur fünf Tage für die Strecke gebraucht. Für diese Art der Reise war allerdings mein Rad+Gepäck nicht optimal.

Deswegen gibt es für mich in Zukunft drei verschiedene Radreiseoptionen:

  1. Eine Reise mit dem Reiserad und anderen Personen. Hier wird der Fokus mehr auf die Pausen und das gemeinsame Erlebnis gelegt, als die Strecke.
  2. Eine Reise mit dem Reiserad alleine, aber in nicht so gut ausgebaute Gebiete, wo die Geländegängigkeit und die Robustheit des Rades gefragt sind. Eventuell auch eine wesentlich längere Reise, wo viel Gepäck nötig ist.
  3. Eine Reise alleine, aber mit meinem Rennrad und sehr leichtem Gepäck. Hier wird der Fokus auf viele Tageskilometer – ähnlich einem unsupported (ultra) endurance race – gelegt.

Conclusio

Diese fünftägige Reise hat mir sehr gut gefallen. Ich konnte wachsen und viel über mich und meine Grenzen lernen. Ich bin froh über die gesammelten Erfahrungen und freue mich auf meine nächsten Abenteuer.

Danke fürs Lesen.
Bis bald

euer Mogli

ps.: falls ihr auf Strava aktiv seid findet ihr mein Profil hier und könnt alle meine Aktivitäten genau nachverfolgen

Ein Gedanke zu “Mein Fazit zur Reise nach Südtirol

Hinterlasse einen Kommentar